Ein Medienbruch bedeutet im (E-Mail) Marketing immer eine höhere Absprungrate. Was wäre, wenn es keinen Bruch mehr geben muss? Die Lösung könnten interaktive E-Mails sein, denn hier muss nicht erst auf einen Link geklickt werden, um auf die Landing Page zu gelangen. Alles in einem Medium, in der E-Mail, zu machen ist das Ziel, um für den Kunden das Erlebnis zu verbessern und zu vereinfachen. Bei dieser aufmerksamkeitsstarken Lösung sind die Möglichkeiten vielfältig – vom simplen Feedback Mechanismus bis hin zu kleinen Spielen und Videos. Alles sich selbst aktualisierend, versteht sich.
Wir haben sieben Anwendungsszenarien zusammengetragen, die für das Marketing von Relevanz sind.

1. Umfragen

Mit Umfragen lässt sich messen, wie zufrieden Kunden mit Produkten, dem Unternehmen, dem Service oder auch der E-Mail Kommunikation selbst sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kunden an einer Umfrage teilnehmen, ist wesentlich höher, wenn sie direkt in der E-Mail ein paar Klicks machen können, als wenn sie erst darauf warten müssen, dass sich eine separate Landingpage öffnet. Für den Kunden ist das nicht nur praktisch, sondern auch eine Zeitersparnis und das Marketing hat ein paar Antworten mehr. Schon ein einfaches, attraktiv gestaltetes, Multiple Choice Formular am Ende einer E-Mail führt zu mehr Interaktion mit dem Kunden und reicht aus, um wertvolle Informationen zur Kundenzufriedenheit zu gewinnen, die sich zur Optimierung des eigenen Angebots nutzen lassen.

2. Tabs und Bildergalerien

Mit einem Bild lässt sich mehr Emotion und manchmal sogar Information vermitteln, als wenn derselbe Platz für Text verwendet wird. Das ist klar. Noch besser ist es, wenn auf dem selben Platz mehrere Bilder oder Tabs hinterlegt werden können, die der Kunde dann selbst wechseln und ansehen kann. Der Kunde hat so die Möglichkeit selbst zu entscheiden, wie viel er ansehen möchte, ohne das er lange runterscrollen muss und dabei möglicherweise wichtige Inhalte übersieht. Ein Beispiel für ein Unternehmen, das bereits erfolgreich solche E-Mails versendet und dafür viel Aufmerksamkeit erhalten hat, ist B&Q. B6Q hat mit einer, aus dem Web bekannten, für E-Mail aber sehr ungewöhnlichen, Mouse-Over Anwendung platzsparend ein besonderes Kundenerlebnis kreiert (siehe Bild).

Interaktive E-Mails: Beispiel zur Nutzung von Mouse-over Anwendungen bei B&Q.

Interaktive E-Mails: Mouse-over Anwendung von B&Q.

 

3. Animationen und Videos

Visualisierung zieht an, das wissen wir alle. Dabei führen animierte Grafiken (mehr dazu in diesem Beitrag) oder Videos in einer E-Mail zu einer höheren Wahrscheinlichkeit, dass die E-Mail angesehen und auch wirklich wahrgenommen wird. Laut Brainshark steigert allein das Wort „Video“ in einer Betreffzeile die Öffnungsrate der E-Mail um 19%. Der Mensch denkt gerne in Bildern, deshalb ist Gestaltung unheimlich wichtig und bietet vollen Spielraum für Kreativität. On top wird dank ansprechender Oberfläche auch die Klickwahrscheinlichkeit erhöht. In einem Video oder einer animierten Grafik lässt sich schnell und ohne Umschweife die Botschaft darstellen. Außerdem gilt auch hier der Platzbonus. Man kann viele Informationen in ansprechendem Umfeld auf wenig Platz darstellen. Das ist wohl auch der Grund, warum 82% der Internetnutzer online Videos ansehen.(Quelle:ARD&ZDF)
Weitere Informationen zu Videomails und Rich Media in E-Mails gibt es in diesem Experten-Interview mit United Internet Media (GMX, web.de).

4. Inhalte live aktualisieren

Immer Up-to-Date zu sein und alle Entwicklungen mit einzubeziehen, ist in einer ungeöffneten E-Mail nicht schwierig. Die E-Mail kann ohne spezifische Inhalte, sondern nur mit dynamischen Platzhaltern verschickt werden. In diese Platzhalter werden dann erst beim Öffnen konkrete Inhalte geladen. Mehr Informationen zu dieser Funktionsweise gibt es hier . Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, Inhalte bis zum Zeitpunkt der Öffnung noch zu ändern und zu aktualisieren. Wenn man aber die volle Flexibilität will, setzt man auf Inhalte, die sich durch interaktive E-Mails live aktualisieren können, während die Mail schon geöffnet ist. Um dem Kunden ein „dabei sein“ Gefühl zu geben, sind Counter, die z.B. Warenbestände, Teilnehmerzahlen eines Gewinnspiels, Abstimmungsergebnisse usw.  anzeigen eine interessante Variante. Solche Live-Erlebnisse haben auch immer den Effekt, dass der Kunde indirekt aufgefordert wird, selbst aktiv zu werden.

5. In-Mail Shopping

Die Vision, Warenkörbe mit Bestellfunktion direkt in die E-Mail einzubauen, ist weit verbreitet. Für mobile Endgeräte könnte das eine attraktive Chance darstellen, um einen Kauf zu vereinfachen. Vor allem, wenn die Internetverbindung des mobilen Endgerätes schlecht ist, kann es eine Erleichterung darstellen, wenn die meisten Schritte schon in der E-Mail erledigt werden können. Auch eine lang überlegte Kaufentscheidung könnte durch die „Präsentierteller Funktion“ angekurbelt werden. Allerdings bleibt die Problematik, dass man spätestens zum Bezahlvorgang wieder auf den Shop verwiesen wird und daher ein Medienbruch nicht ganz vermieden werden kann. Hier gilt es abzuwägen und geeignete Anwendungsmöglichkeiten und Situationen (wie oben genannt) zu finden, in denen eine solche Funktion sinnvoll sein könnte.

6. Spiele

„Hey, bist du gerade gelangweilt oder hängst irgendwie durch? Hier ist ein kleines Spiel, das deine Gehirnaktivität anregt, damit du mit voller Power den Tag durchziehen kannst.“ Es muss ja nicht immer Information sein, auch eine kleine Aufmerksamkeit, ein bisschen Unterhaltung, kann für den Kunden interessant sein. Denn auch wenn er gerade gestresst ist, bringt es ihn vielleicht zum schmunzeln und bleibt im Gedächtnis. Auf diese Art und Weise könnte jeder Werbetreibende Spiele nutzen. Aber auch gerade für Game Anbieter wäre es spannend, wenn der Nutzer direkt in der E-Mail z.B. die neue Demo Version ausprobieren kann.

7. Rubbellos

Klein aber fein, bei Gewinnaktionen macht jeder gerne mit, vor allem wenn der Nutzer eine echte faire Gewinnchance empfindet. Das Rubbellos kennt jeder und somit hat es einen Vertrauensbonus. Es ist nur ein kleines Extra, macht die Sache aber gleich viel spannender. Der Code ist verdeckt und kann vom Nutzer aktiv in der E-Mail mit der Maus freigerubbelt werden.

Vielfältige Ideen, technische Restriktionen

Die Impulse, die durch interaktive E-Mails gegeben werden, führen zu einer höheren Klickwahrscheinlichkeit und der Kunde fühlt sich sowohl persönlich angesprochen als auch miteinbezogen. Damit sind interaktive E-Mails ein ideales Instrument im E-Mail Marketing. Warum werden Sie nicht öfter benutzt? E-Mails basieren noch immer auf dem mittlerweile über 15 Jahre alten HTML 4.01 Standard. Viele Funktionalitäten, insbesondere hinsichtlich Interaktivität, die im WWW seit Jahren Standard sind, lassen sich in E-Mails nicht ohne Weiteres umsetzen. Ein neuer Standard für E-Mails befindet sich jedoch aktuell beim W3C in Entwicklung. Daher ist zu empfehlen, sich zumindest konzeptionell mit den Möglichkeiten interaktiver E-Mails zu befassen. Wer nicht auf den W3C warten und gerade weil interaktive E-Mails bisher eher ungewöhnlich sind, herausstechen möchte, hat jedoch bereits jetzt verschiedene Möglichkeiten, E-Mails interaktiver zu gestalten. Mit einer Kombination verschiedener Techniken, wie CSS oder Punched Card Coding (mehr dazu in Kürze in einem weiteren Beitrag), lassen sich manche Restriktionen umgehen bzw. „austricksen“. Wie eine E-Mail dargestellt wird, hängt stark vom genutzten Client ab. Es gibt Client Anbieter, die bereits die Darstellung von Elementen ermöglichen, die standardmäßig für E-Mails noch nicht vorgesehen sind, z.B. die Anbieter, die sich in der trusted Dialogue Initiative zusammengeschlossen haben. Daher sollte vorab immer geprüft werden, welche Clients die eigenen Zielgruppe nutzt, um zu entscheiden, ob sich der Einsatz von interaktiven Elementen lohnt. WICHTIG: Es sollte immer eine Fallback Lösung geben, die Kunden angezeigt wird, deren Client ein interaktives Element nicht darstellen können. Im besten Fall ist dies ein Link zu einer Landingpage, auf der das interaktive Element dann zu finden ist.